In der vergangenen Woche legten die Verantwortlichen an der Hafenstraße viel Wert auf Trennschärfe. Von Faktenlage und gefühlter Lage war dort die Rede. Und von drei Siegen in den letzten vier Pflichtspielen, die faktisch unzweifelhaft waren. Ein Übereinkommen von Fakten und Gefühl lässt sich aber auch nach einem wechselhaften 2:2 gegen Uerdingen nicht herstellen.
Die bisweilen hektischen 90 Minuten gegen den KFC Uerdingen boten einfach zu viele Eindrücke, die sich zum Teil krass widersprachen. 45 Minuten lang agierte RWE verunsichert, zögerlich, in den entscheidenden Situationen überfordert. Nach dem 0:2 zur Halbzeit steckte Rot-Weiss inmitten einer handfesten Krise. Nach der Pause allerdings präsentierten die Gastgeber ein gänzlich anderes Gesicht. Man ist versucht zu sagen: Eines, das das Team in dieser Saison bisher verborgen hatte.
Einen Großteil der Zuschauer konnte das Team so zumindest versöhnlich stimmen und ersparte sich einen Spießrutenlauf. Der bescheidene Gesamteindruck der Saison jedoch bleibt. RWE läuft der Musik meilenweit hinterher und pendelt sich ein im grauen Mittelmaß. „Für uns ist das zu wenig“, gestand auch Trainer Waldemar Wrobel nach dem 2:2. Immerhin machte die zweite Halbzeit aber Mut. „Ich habe den Jungs in der Halbzeit gesagt, dass wir uns so nicht verkaufen, so nicht Fußball spielen können.“
Offensichtlich ein Kopfproblem: Erst als es nichts mehr zu verlieren gab, spielte Rot-Weiss frei auf. „Wir sehen jeden Tag im Training, dass die Jungs eine andere Qualität haben, aber die Situation trägt natürlich auch dazu bei, dass die Jungs zum Teil verunsichert sind“, erklärt Wrobel. „Das ist normal, aber das ist nicht schön. Wir brauchen das ein oder andere Erfolgserlebnis.“
Dass die zunehmend unruhige Kulisse nicht zur Sicherheit jedes Einzelnen beiträgt, versteht sich von selbst. Eine vertrackte Situation, aus der sich im schlimmsten Fall ein Teufelskreis, eine Abwärtsspirale entwickeln kann. RWE ist es gelungen, die Saison in nur sieben Begegnungen zu verspielen. Oder wer will angesichts von zwei Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsrang und neun Zählern Rückstand auf das Spitzenduo noch vom Aufstieg träumen? fragt die gefühlte Lage. Die Saison ist noch fast endlos lang und die Mannschaft hat Qualität, antwortet die Faktenlage. Viel mehr Hoffnung bleibt nicht. „Es ist völlig vermessen, sich an anderen zu orientieren“, sagt Wrobel mit Blick auf die Tabelle. „Wir müssen in allererster Linie auf uns schauen und die Resultate bringen.“ Rot-Weiss steht mit dem Rücken zur Wand. Fast so wie in der Halbzeit gegen den KFC. Auch auf die Saison gemünzt, bleibt nur mehr die Flucht nach vorn. Wie die gelingt, hat Wrobels Team gezeigt!